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Der Herr der Nähmaschinen

Angefangen hat Harald Walser bei NeoVac als Ableser im Engadin. Seit 2011 ist er als Servicetechniker im Einsatz und montiert Wärme-, Wasser- oder Elektrozähler und nimmt diese in Betrieb. Zudem führt er die nötigen Servicearbeiten sowie Kontrollen und Reparaturen an unseren Zählern und Systemen durch. Und privat? Da ist er Herr über 115 Nähmaschinen - ein Hobby, das ihn schon nach Island und Norwegen geführt hat.

Rund 115 Nähmaschinen umfasst deine Sammlung. Wie bist du zu dieser gekommen?  
Ich habe 1995 zusammen mit meiner Frau in St. Moritz ein Nähmaschinengeschäft übernommen. Dabei kamen wir auf die Idee, dass sich eine alte Nähmaschine der von uns verkauften Marke als Dekorobjekt gut eignen würde. Also kauften wir eine alte PFAFF 31 mit Möbel und stellten diese im Laden aus. Bald darauf kam der erste Kunde, der sagte, dass bei ihm auf dem Estrich auch noch eine alte Nähmaschine herumstehen würde und fragte, ob wir Interesse daran hätten. So waren es schon zwei Maschinen. Kurz danach erhielten wir Besuch vom Seniorchef der Generalvertretung für PFAFF Industrie-Nähmaschinen in der Schweiz. Er wies uns darauf hin, dass es in Europa eine Sammlervereinigung mit regelmässigen Treffen und eigener Zeitschrift geben würde: «Der Schlingenfänger». Es dauerte dann nicht lange und wir waren Mitglied und besuchten 1997 das erste Sammlertreffen.

Was macht das Sammeln von Nähmaschinen für dich so spannend?
Die unterschiedliche Technik, die dahinter steckt. Daneben bietet auch das Umfeld von Zubehör und Werbeartikel ein breites Gebiet an Sammelmöglichkeiten. Als Sammler sammelt keiner «alles». Die einen spezialisieren sich auf französische oder englische Maschinen, andere suchen nach Kindernähmaschinen und wer genügend Platz hat, kann sich im schweren Industriebereich austoben.

Was ist dein aussergewöhnlichstes Modell?
Das aussergewöhnlichste Modell in der Sammlung gehört gar nicht mir, sondern meiner Frau. Ein Arbeitskollege fragte sie Ende 2022, ob sie Interesse an einem Gegenstand hätte, der aussehe wie eine Nähmaschine. Natürlich wurde »Ja« gesagt, denn entsorgen kann man später immer noch.

 

«Das aussergewöhnlichste Modell gehört meiner Frau.»

 

 

 

Und dann?
Geliefert wurde das Ganze in einem Plastiksack, welcher die Original-Kiste enthielt – allerdings ohne Boden. In der Kiste fand sich dann der Gegenstand, der tatsächlich sehr nach Nähmaschine aussah. Allerdings war auch sofort zu erkennen, dass gewisse Sachen daran fehlen. Bei der ersten Durchsicht einschlägiger Bücher fand ich keine Hinweise zu der Maschine. Der Körper der Maschine und das Handrad waren gegossen, was auf einen grösseren Aufwand bei der Herstellung schliessen liess. Aber die fehlenden Teile sowie die Form der Stichbildung machten mich eher nachdenklich und liessen mich zu Lehrlingsarbeit oder Produkt langer Winterabende tendieren. Zudem war die Maschine in den vergangenen Jahrzehnten aus grosser Höhe auf den Boden gefallen und einzelne Teile dadurch verbogen.
Trotzdem sendete ich Fotos an den Webmaster der Vereinswebsite «Der Schlingenfänger» für die interne «Highlight-Prämierung 2023», zusammen mit dem Vermerk «unbekannte Maschine».  
Ich erhielt daraufhin eine E-Mail unseres Vereinsvorsitzenden, der mich darauf hinwies, dass es sich um eine Maschine des französischen Herstellers Gigaroff handelt, welche um etwa 1864 gebaut wurde.

Sind die Maschinen eigentlich noch in Gebrauch? Könntest du jetzt anfangen zu nähen?
Nein, die Maschinen sind nicht mehr in Gebrauch. Mein Ziel ist es, dass jede davon ein paar Stiche nähen kann. Dies habe ich jedoch nicht bei allen geschafft, da entweder nicht mehr alle Teile vorhanden oder diese so abgenutzt sind, dass die Funktion nicht mehr gegeben ist.

Ich kann mir vorstellen, dass hinter jeder Nähmaschine auch eine eigene Geschichte steckt.
Das stimmt. Zum Beispiel diejenige der Schuhmacher-Maschine, welche wir gekauft haben und die dann auf einer Alp oberhalb von Bivio abgeholt werden musste. Sie war so schwer, dass sie zu zweit nicht getragen werden konnte und noch vor Ort im Kuhstall zerlegt werden musste.

Welche spannenden Begegnungen verdankst du deinem Hobby?
Die spannendsten Begegnungen sind die Zusammenkünfte mit den anderen Sammler:innen und die Gelegenheit, auf diese Weise Menschen aus unterschiedlichsten Ländern kennenzulernen. So konnte ich in meinen Ferienreisen schon Sammlungen in Island und Norwegen besichtigen.

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Wer sich für Nähmaschinen, die Sammlervereinigung oder die Verbandszeitschrift «Schlingenfänger» interessiert, darf sich gern bei Harald melden oder schaut auf Instagram unter www.instagram.com/schlingenfaenger vorbei.

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